Aktuelle Stunde zur BVG-Krise

Die Aktu­el­le Stun­de in der Sit­zung des Ber­li­ner Abge­ord­ne­ten­haus am 27.03.2025 stand unter dem The­ma „Kri­se, wel­che Kri­se? – Brü­cken­de­sas­ter, end­lo­ser BVG-Streik, ver­sem­mel­te S‑Bahn-Aus­schrei­bung: Wo ist die Ver­kehrs­se­na­to­rin?”

Hier­zu habe ich die­se Rede gehal­ten:

Sehr geehr­te Frau Prä­si­den­tin, Sehr geehr­te Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, Lie­be Ber­li­ne­rin­nen und Ber­li­ner, 

manch­mal wünscht man sich ja, dass man nicht Recht behält. 

Dass man nur über­trie­ben hat. 

Als ich hier nach der Regie­rungs­er­klä­rung von Kai Weg­ner geant­wor­tet habe, sag­te ich — ich zitie­re mit Erlaub­nis der Prä­si­den­tin:

“Es ist erstaun­lich, lie­ber Raed Saleh, dass du schon damals — also im Wahl­kampf — wuss­test, wie man den Schwarz-Roten Koali­ti­ons­ver­trag am bes­ten beschreibt: In 80-Phra­sen um die Welt. Hof­fen wir mal, dass es nicht bald hei­ßen muss: In 80 Kata­stro­phen bla­miert vor der Welt.”

Tja, lie­ber Raed Saleh, nun haben wir bei­de Recht behal­ten. Erst du mit den Phra­sen, dann ich mit den Kata­stro­phen. 

Und es bleibt nicht nur bei der Bla­ma­ge. Nein, die­se Kata­stro­phen müs­sen Sie aus­ba­den, lie­be Ber­li­ne­rin­nen und Ber­li­ner. 

  • Denn Sie, lie­be Ber­li­ne­rin­nen und Ber­li­ner, ste­hen wegen die­ser Poli­tik nun im Stau. 
  • Sie war­ten 20 Minu­ten wegen die­ser Poli­tik auf die U‑Bahn.
  • Ja und bald — wenn CDU und SPD so wei­ter­ma­chen — dür­fen Sie, lie­be Ber­li­ne­rin­nen und Ber­li­ner, auch noch lan­ge auf die S‑Bahn war­ten. 

Wenn die­se Rück­schritts­ko­ali­ti­on mit unse­rer Stadt fer­tig ist, fah­ren wir wie­der mit Och­sen­kar­ren durch die Stadt — aber dafür ohne Tem­po­li­mit.

Ihre Luft­schlös­ser, ihre 80zig Phra­sen um die Welt, Weg­ners war­me Wor­te — das alles muss ein Ende haben! Wir sehen doch was für ein Cha­os Sie damit anrich­ten.

  • Statt einer Magnet­schwe­be­bahn brau­chen wir erst mal neue U‑Bahn-Wägen, damit über­haupt etwas fährt 
  • Statt zehn neu­er U‑Bahn-Lini­en auf dem Papier brau­chen wir ech­te Inves­ti­tio­nen in die maro­de Infra­struk­tur und in gute Gehäl­ter
  • Und statt Ihrer Ach­ter­bahn­fahrt beim 29 Euro Ticket braucht die BVG eine ver­läss­li­che Finan­zie­rung. 

Set­zen Sie sich end­lich auf den Hosen­bo­den und machen Sie Ihre Arbeit.

Ihre Poli­tik nach dem Mot­to “Kri­se, wel­che Kri­se?” ist geschei­tert. Frau Sena­to­rin Bonde, ich sage Ihnen, wel­che Kri­se, wel­che Kri­sen: 

  • BVG-Kri­se! 
  • Brü­cken-Kri­se! 
  • Und wenn sie so wei­ter­ma­chen: S‑Bahn-Kri­se. 

Und Lösun­gen? Fehl­an­zei­ge. 

Vor kur­zem mein­ten Sie noch uns im Par­la­ment von oben her­ab beleh­ren zu müs­sen. Wir soll­ten mal die Rea­li­tät betrach­ten. 

Man hat sich da schon gefragt, wel­che Rea­li­tät Sie da eigent­lich betrach­tet haben! Also, Ber­lin konn­te es nicht sein. 

Und im Aus­schuss? Da macht die­se Koali­ti­on lie­ber Wer­be­ver­an­stal­tun­gen für Fir­men. Regel­rech­te Kaf­fee­fahr­ten, nur die Schnitt­chen haben noch gefehlt. 

Aber kein Wort dazu, wie es kon­kret mit den Ber­li­ner Brü­cken wei­ter geht. Noch nicht mal ein Wort dazu, ob die­se Wer­be­ver­an­stal­tung über­haupt für eine Ber­li­ner Brü­cke eine Opti­on wäre. 

Das Ein­zi­ge, was bleibt, ist Ihre am Ende ent­täusch­te Hoff­nung Frau Bonde, dass schon nichts Schlim­mes pas­sie­ren wird. Dass die Ring­bahn­brü­cke schon hof­fent­lich nicht gesperrt wer­den muss. 

Ein Kon­zept für die Umlei­tung wäre ja auch wirk­lich zu viel ver­langt gewe­sen. Nicht nach 48 Stun­den. Nicht nach einer Woche! Aber ich kann das schon auch ver­ste­hen: Die­se Rea­li­tät schön zu reden, kos­tet auch wirk­lich viel Kraft und Zeit.

Immer­hin, der Regie­ren­de Bür­ger­meis­ter for­dert dann groß in den sozia­len Medi­en, dass es nun Lösun­gen braucht. Dass eine neue Brü­cke schnell gebaut wer­den muss. No Shit, Sher­lock! Auf die Idee wäre wohl kei­ner gekom­men.

Und selbst die­ses — na sagen wir mal Weg­ner-wünscht-sich-was — ging nach hin­ten los: Aus den anfäng­lich 2 Jah­ren Bau­zeit wur­de ges­tern: Auf unbe­stimm­te Zeit.

Es reicht nicht, dass der Regie­ren­de vom Bezirk, von Ihnen Frau Bonde, von der Auto­bahn­ge­sell­schaft — ich zitie­re — “erwar­tet”, dass jetzt was pas­siert. Ich sag Ihnen mal was, lie­ber Kai Weg­ner: Sie sind nicht der Erwar­ten­de Bür­ger­meis­ter. Sie sind der Regie­ren­de Bür­ger­meis­ter. Also regie­ren Sie end­lich. 

Der ges­tern vor­ge­stell­te Plan lässt die Anwoh­ne­rin­nen und Anwoh­ner im Dau­er­stau zurück. Sie leben nun mit Lärm, schlech­ter Luft und der Gefahr, dass auch noch die Was­ser- und Strom­lei­tun­gen unter den Stra­ßen bre­chen. Von der Gefahr für die Kin­der und alte Men­schen ganz zu schwei­gen.

Und zu all den Gefah­ren — kein ein­zi­ger Vor­schlag ges­tern von Ihnen im Aus­schuss.

Dafür: Der absur­de Plan, die Bus­spu­ren für alle Auto­fah­rer frei zu geben — so dass Poli­zei, Feu­er­wehr und Ret­tungs­diens­te auch wirk­lich nir­gends mehr durch­kom­men.

Ihr Senat for­dert die Men­schen auf, vom Auto auf Alter­na­ti­ven umzu­stei­gen und gleich­zei­tig will Ihre Innen­se­na­to­rin siche­re Rad­we­ge abschaf­fen — ja, auf was sol­len die Men­schen denn umstei­gen, wenn die BVG nicht fährt und kei­ne Rad­we­ge mehr da sind?

Lang­sam hat man das Gefühl, die CDU ist von Kli­makle­bern unter­wan­dert, so wie Sie alles lahm legen.

Sie blo­ckie­ren damit übri­gens auch das Hand­werk.

Caro­la Zarth von der Hand­werks­kam­mer hat es doch schon klar gesagt: Hier geht es um die Ver­sor­gungs­ach­se für Ber­lin. Auch hier brau­chen wir Lösun­gen, damit die durch­kom­men, die Ber­lin am Lau­fen hal­ten.

Sehr geehr­te Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, 

Ange­tre­ten sind sie mit dem Ver­spre­chen, Ber­lin zum funk­tio­nie­ren zu brin­gen, “für alle — auch die Auto­fah­rer”. Zwei Jah­re spä­ter funk­tio­niert der Ver­kehr in der Stadt für nie­man­den mehr.  

Der Senat fährt vol­le Kara­cho in die fal­sche Rich­tung. 

Rad­we­ge­stopp, Tram­stopp, U‑Bahn-Stopp 

Sie zwin­gen die Men­schen ins Auto und wun­dern sich dann, dass die Brü­cken unter die­ser Last ein­bre­chen. 

  • Wir brau­chen eine funk­tio­nie­ren­de Stadt
. 
  • Wir brau­chen gute und ver­läss­li­che Bus­se und Bah­nen.
  • Wir brau­chen Vor­fahrt für den Wirt­schafts­ver­kehr. Für die Heb­am­me. Für den Pfle­ge­dienst.
  • Wir brau­chen siche­re Wege für Men­schen, die zu Fuß oder mit dem Rad unter­wegs sind. 

80 Pro­zent der Ber­li­ne­rin­nen und Ber­lin wün­schen sich einen bes­se­ren öffent­li­chen Nah­ver­kehr.

Hören Sie auf die Men­schen! Inves­tie­ren Sie in Bus­se, in Bah­nen und in gute Gehäl­ter. 

Im Mobi­li­täts­aus­schuss las­sen Sie stän­dig von der BVG ver­kün­den, dass es am Geld nicht man­gelt. Wis­sen Sie, welch ein Hohn das für die Bus­fah­re­rin­nen und Bus­fah­rer ist, die der­zeit bun­des­weit am schlech­tes­ten bezahlt wer­den. 

Es heißt: Weil wir dich lie­ben! Nicht: Weil wir dich schröp­fen! 

Wenn uns die Bus­fah­re­rin­nen, wenn uns die U‑Bahnfahrer, wenn uns die Tram-Fah­re­rin­nen davon­lau­fen, dann hel­fen uns Ihre Magnet­schwe­be­bahn-Phan­ta­sien auch nichts mehr. 

Also inves­tie­ren Sie end­lich wie­der in die BVG. 

  • Beschaf­fen Sie genü­gend Wägen, schöp­fen Sie den Rah­men­ver­trag aus. Statt war­mer Wor­te kön­nen Sie Stad­ler hier kon­kret unter­stüt­zen. 
  • Stel­len Sie genü­gend Geld bereit, damit gute und fai­re Löh­ne gezahlt wer­den kön­nen. 

Es ist sonst Ihre Ver­ant­wor­tung, wenn Sie die Beschäf­tig­ten in einen wei­te­ren Streik zwin­gen.

Sie kön­nen sich vor Ihrer Ver­ant­wor­tung nicht drü­cken. 

Weder mit Luft­schlös­sern, noch mit 80 Phra­sen. 

Und wenn Sie nun bei der S‑Bahn gleich noch den­sel­ben Feh­ler machen und die Aus­schrei­bung immer wei­ter hin­aus­zö­gern, dann steht bald die gan­ze Stadt still. 

Ich hof­fe, wir behal­ten wenigs­tens in die­sem Punkt nicht Recht.

Vie­len Dank