Mehr als nur Bullerbü

2332 Tage sind eine lan­ge Zeit, sechs Jah­re und 140 Tage wur­de Ber­lin erst­mals von einem Drei­er-Bünd­nis regiert – die längs­te Zeit, die wir Bünd­nis­grü­ne Ber­lin je regiert haben. Rot-Rot-Grün hat die­se Stadt ver­än­dert und die­ser Stadt gut getan.

Aus „arm aber sexy“ wur­de „finan­zi­ell soli­de, immer noch sexy“ – klingt zwar nicht mehr so gut, tut der Stadt aber gut. Wir haben debat­tiert, uns gestrit­ten und wie­der ver­söhnt, denn die­se Stadt ist es wert, dass man das bes­te raus­holt. Und die Ver­än­de­run­gen von sechs­ein­halb Jah­ren rot-rot-grün merkt man an vie­len Ecken und Enden in der Stadt. 

2332 Tage, in denen die Stadt vier „Mega-Kri­sen“ durch­ge­stan­den hat: Der Anschlag auf dem Breit­scheid­platz, Coro­na, der rus­si­sche Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne und die damit ver­bun­de­ne Flucht­be­we­gung und die Ener­gie­kri­se. Kri­se ist zwar nie geil, aber RRG hat sich ehr­lich den Haus­for­de­run­gen gestellt und das Bes­te draus gemacht. Für uns war klar, es darf kein Spa­ren bis es quietscht geben, wie es unter der gro­ßen Koali­ti­on bis 2016 nor­mal war.

Wir haben nicht nur neu inves­tiert, neben­her wur­den auch noch bestehen­de Schul­den getilgt. Das geht vor allem, weil Ber­lin boomt — seit 2016 ist die Zahl der Beschäf­tig­ten in Ber­lin um 13% auf 2,16 Mil­lio­nen ange­stie­gen. Das führt dazu, dass wir beim BIP pro Kopf mitt­ler­wei­le auf Platz 6 der Bun­des­län­der lie­gen und damit über dem Bun­des­durch­schnitt. 

Doch Wirt­schaft ist nicht nur die Indus­trie und Han­dels­kam­mer – Ber­lin lebt das Krea­ti­ve. Des­halb waren uns wäh­rend der Coro­na­kri­se die Kul­tur­schaf­fen­den ein beson­de­res Anlie­gen, schließ­lich sind das 8,2% aller Beschäf­tig­ten und damit der höchs­te Anteil bun­des­weit. Unbü­ro­kra­ti­sche För­de­run­gen, die schnell aus­ge­zahlt wur­den, damit konn­ten wir vie­len hel­fen. Auch ohne Coro­na för­dern wir die Kul­tur, pro Kopf ca. 249€ im Jahr, das ist 75€ über dem Bun­des­durch­schnitt!

2332 Tage in denen wir für die offe­ne Gesell­schaft ein­ge­stan­den sind, denn rot-rot-grün hat die Regen­bo­gen­fah­ne nicht nur am Roten Rat­haus gehisst, wir tra­gen sie im Her­zen.


Um Ber­lin als Stadt der Viel­falt zu schüt­zen, haben wir unter ande­rem das Lan­des­an­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­setz ins Leben geru­fen und mit dem Par­ti­zi­pa­ti­ons­ge­setz Diver­si­ty in die Ver­wal­tung gebracht. Wir haben auch ein que­res Jugend­zen­trum geschaf­fen und ein wei­te­res Frau­en­haus eröff­net.

2332 Tage, von denen gut die Hälf­te von Coro­na (mit-)bestimmt waren – wir konn­ten auch im Gesund­heits­be­reich unse­re Schwer­punk­te set­zen: Als vor einem Jahr die Zah­len an Mpox­in­fek­tio­nen (Affen­po­cken) anstie­gen, haben wir inner­halb kür­zes­ter Zeit die größ­te Impf­ak­ti­on Deutsch­lands in Ber­lin mög­lich gemacht. Für einen ers­ten Schritt zur Abmil­de­rung des Per­so­nal­man­gels in den Pfle­ge­be­ru­fen haben wir das Schul­geld für die Aus­bil­dung abge­schafft.

2332 Tage, in denen nur die Schla­ge am Berg­hain lang geblie­ben ist: Die Bür­ger­äm­ter sind immer bes­ser auf­ge­stellt und so absurd es klin­gen mag – den Online-Bewer­tun­gen zufol­ge auf Platz 5 im bun­des­wei­ten Ver­gleich mit ande­ren Ämtern!

Als wir die Regie­rung über­nah­men, waren die Erin­ne­run­gen an die lan­gen Schlan­gen der Geflüch­te­ten im Jahr 2015 noch sehr prä­sent, man­che leb­ten über ein Jahr spä­ter immer noch in Turn­hal­len! Hier konn­ten wir viel ver­bes­sern und neu struk­tu­rie­ren – als ab Febru­ar 2022 Men­schen aus der Ukrai­ne flüch­ten muss­ten, war Ber­lin vor­be­rei­tet: wir konn­ten mehr Geflüch­te­te ver­sor­gen als 2015, ohne dass die Behör­den über­for­dert waren!

2332 Tage, in denen wir bei der Ver­kehrs­wen­de in Ber­lin eini­ges auf­ho­len muss­ten: waren 2016 zwei Planer*innen in der Ber­li­ner Ver­wal­tung für Rad­we­ge zustän­dig, konn­ten wir über 100 neue ein­stel­len. Brei­te Rad­we­ge, die von den fah­ren­den Autos abge­grenzt sind, prä­gen jetzt das Bild der Stadt – vor 2016 gab es kei­nen ein­zi­gen davon. Dar­über hin­aus inves­tie­ren wir lang­fris­tig in den ÖPNV: Bis 2035 28 Mil­li­ar­den Euro – für neue Tram- und U‑Bahn-Stre­cken und Wägen sowie neue Bus­li­ni­en, letz­te­re ab 2030 kom­plett elek­trisch. 

2332 Tage in denen wir den öffent­li­chen Dienst sta­bi­li­siert haben, mit zusätz­li­chen Lehrer*innen und Polizist*innen für Ber­lin. Hier stell­ten wir sicher, dass die­se auch ange­mes­sen bezahlt wer­den und haben die Beam­ten­be­sol­dung über den Bun­des­durch­schnitt geho­ben; so bleibt Ber­lin eine attrak­ti­ve Arbeit­ge­be­rin.

2332 Tage, in denen wir die Kli­ma- und Ener­gie­wen­de ernst genom­men haben: aus der Braun­koh­le sind wir seit 2017 aus­ge­stie­gen, die Stein­koh­le folgt 2029 — zumin­dest wenn die neue Regie­rung an den bis­he­ri­gen Plä­nen fest­hält. Dafür braucht es aber auch den Mut zum Aus­gleich Solar­ener­gie made in Ber­lin sicher zu stel­len, die Solar­pflicht aus­zu­wei­ten und nicht rück­ab­zu­wi­ckeln sowie alter­na­ti­ve Wär­me­quel­len (Abwas­ser, Geo­ther­mie, Abwäs­sern…) zu erschlies­sen.

2332 Tage, an denen wir, so gut es uns als Land mög­lich war, die Ber­li­ner Mieter*innen geschützt haben – Mie­ten­schutz­schirm und Vor­kaufs­recht wur­den lei­der von Bun­des­ge­rich­ten gekippt. Das Zweck­ent­frem­dungs­ver­bot dage­gen konn­ten wir ver­schär­fen – Woh­nun­gen dür­fen längs­tens drei Mona­te unge­nutzt leer ste­hen, sonst müs­sen sie als Woh­nung ver­mie­tet wer­den. 

2332 Tage, die die­ser Stadt gut getan haben, die Ber­lin ver­än­dert haben und auf den rich­ti­gen Weg gebracht haben. Die Ver­än­de­run­gen, sie waren mehr als nur ein biss­chen Bul­ler­bü. Wir haben Wei­chen gestellt und Ber­lin nach vor­ne gebracht. Die neue Koali­ti­on hat gute Start­vor­aus­set­zun­gen. Mit dem Ende der rot-rot-grü­nen Koali­ti­on wird jetzt vie­les anders – aber das Schö­ne ist: in spä­tes­tens 1257 Tagen wird in Ber­lin schon wie­der gewählt. 

Bild­quel­len aller Bil­der mit Wer­ner Graf: Vin­cent Villwock/Grüne Frak­ti­on Ber­lin