Der schwarz-rote Senat geht unausgegoren und ohne richtiges Konzept an die Olympia-Bewerbung Berlin heran, und dies in finanziell schwierigen Zeiten. Darüber habe ich in meiner Rede am 05.12.2024 im Abgeordnetenhaus von Berlin gesprochen. Videoquelle: rbb.
Hier der Text meiner Rede in voller Länge (es gilt das gesprochene Wort):
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Sehr geehrte Damen und Herren,
wäre “Chaos-Stiften” eine olympische Disziplin, würde derzeit der Deutsche Olympische Sportbund und der Berliner Senat gegeneinander um die Goldmedaille kämpfen.
Der DOSB hat versprochen, dieses Jahr noch ein Bewerbungskonzept für die Olympischen Spiele vorzulegen. Wird aber nicht kommen.
Und statt wie angekündigt, eine nationale Bewerbung zu organisieren, spricht man nun doch wieder von einer Austragung in einer Stadt oder Region.
Die eigene Ethikabteilung des DOSB stellt diesem im Bezug auf die Bewerbung für die World Games 2029 ein desaströses Urteil aus: diese wären von anfang an “misslich” und “unprofessionell” gewesen.
Und nun steht der DOSB auch noch führungslos da, weil Vorstandschef Burmester lieber für die SPD in Köln als Oberbürgermeister kandidiert.
Und der Senat?
- Der streicht 6 Millionen bei dem Sportstättensanierungs-Programm,
- den Schüler*innen werden die Klassenfahrten gekürzt und
- die Sanierung der Schulen stockt.
Gleichzeitig ist der Senat aber bereit, sich ohne Finanzierungskonzept in einen vollkommenes Finanzwagnis Olympiabewerbung zu stürzen.
Gerade die aktuellen Kürzungsdebatten sollten ihnen doch eine Lehre sein. Wir können entweder Steuergelder für den Breitensport und die Trainer*innen ausgeben oder für ein prestigeträchtiges Großevent.
Für Paris waren es um die sechs Milliarden Euro an Steuergeldern, die durch die Öffentlichkeit bezahlt werden mussten. Da sind die Ticketeinnahmen oder das Sponsoring schon abgezogen. Sechs Milliarden Euro, damit könnten Sie den Sanierungsstau bei den Berliner Sportstätten 14mal beseitigen.
Das wäre auch bitter nötig, denn in Berlin stehen die Kinder eher auf den Wartelisten der Vereine statt auf dem Sportplatz. Doch statt das Geld dort zu investieren, sprechen Sie lieber davon, wie viel Olympia angeblich für den Berliner Sport bringen wird.
Aber schauen wir uns die Realität an:
- Was hat der Berliner Turnverein von 1,5 Milliarden teuren Sicherheitskonzept?
- Was hat der Fußballverein davon, dass temporäre Tribünen für Olympia auf- und danach wieder abgebaut werden?
- Was hat der Rugbyverein von den kurzzeitig vorhandenen Beachvolleyballfeldern vor dem Brandenburger Tor?
- Und wie viele Kinder mehr können Schwimmen lernen, weil wir eine temporäre 10-Bahnen-Halle aufbauen und danach wieder abreißen?
Sie haben kein Konzept, weder für die Sportanlagennutzung, noch für die Finanzierung.
Sie sparen beim Breitensport und den Berliner Bädern, aber wollen gleichzeitig Millionen für eine Olympiabewerbung ausgeben. Mit Verlaub, das ist unprofessionell.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Lieber Senat,
wenn Sie was für den Sport in Berlin tun wollen, dann stellen Sie endlich für die ganze Stadt ein Sportstättensanierungsprogramm auf und stellen Sie sicher, dass dieses koordiniert umgesetzt wird.
Sorgen Sie dafür, dass die Vereine mit weniger Bürokratie zu tun haben und diese einfacher und besser Trainer*innen und Übungsleiter*innen bezahlen können.
Investieren Sie dieses Geld lieber in den Schulsport und in die Vereinsstrukturen, damit die Vereine auch mehr Sport anbieten können.
Und: Nehmen Sie Abstand von dem Wagnis Olympia. Kümmern Sie sich um die wirklichen Baustellen dieser Stadt.
Lieber Kai Wegner, liebe Iris Spranger,
schaffen Sie jetzt Klarheit und geben Sie noch vor der DOSB Mitgliederversammlung am Wochenende bekannt, dass Berlin so unvorbereitet und in solch chaotischen Strukturen nicht für Olympia in Berlin zur Verfügung steht.