Die polizeiliche Jagd auf Drogen ist nicht die Antwort, sondern das Problem!

IMG_2613- Rede zum GMM 2016 in Ber­lin —  

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de,

ich begrü­ße euch am Ort der Null-Tole­ranz-Zone, die in Wahr­heit eine Null-Effekt-Zone ist. Ich begrü­ße euch hier am Gör­lit­zer Park, den Ort an dem man das Schei­tern nicht nur der Ber­li­ner, son­dern der welt­wei­ten Dro­gen­po­li­tik tag­täg­lich vor Augen geführt bekommt. Hier am Gör­lit­zer Park, der tag­täg­lich zeigt, dass mehr Poli­zis­ten, mehr Jagd auf Dro­gen nicht die Ant­wort son­dern das Pro­blem sind. Des­halb lasst uns dafür kämp­fen, dass der Gör­lit­zer Park nicht län­ger eine Null-Tole­ranz-Zone ist! Son­dern dass der Gör­lit­zer Park wie­der zur Tole­ran­ten Zone wird!

Natür­lich, nur weil die nega­ti­ven Fol­gen des Ver­bo­tes hier am deut­lichs­ten Sicht­bar wer­den, muss und dür­fen wir unse­ren Kampf nicht nur auf einen Park ver­en­gen! Das wollt ihr nicht, und das wol­len wir auch hier im Bezirk nicht. Aber es ist gut sich ein­mal die Situa­ti­on hier genau anzu­se­hen! Im letz­ten Jahr absol­vier­te die Poli­zei hier über 55.000 Ein­satz­stun­den! Sie hat zwar knapp 1.000 Anzei­gen gestell­te, aber nur 12 Dea­ler wur­den ver­ur­teilt! Und das am meist­dis­ku­tier­tes­ten Ein­satz­ort Ber­lins! Sie haben 61 Kilo Gras hier beschlag­nahmt! Pro Ein­satz­stun­de gera­de ein­mal 1,1 Gramm Rech­net das mal um! Das heißt die Poli­zei und Hen­kel bezah­len hier im Gör­li 40 Euro pro Gramm Gras! Ihr wisst es und ich weiß es auch: Wer 40 Euro für ein Gramm zahlt der hat ent­we­der kei­ne Ahnung was er da macht, oder er ist ziem­lich ver­bohrt und dumm! Damit muss end­lich Schluss sein!

Ich will nicht, dass die­se 40 Euro pro Gramm in Poli­zis­ten gesteckt wer­den, son­dern in Auf­klä­rung und Prä­ven­ti­on
Ich will nicht, dass die­se 40 Euro pro Gramm, die wir hier aus­ge­ben, dazu ein­ge­setz­te wer­den kri­mi­nel­le Struk­tu­ren zu stär­ken!
Ich will das die­ses Geld dazu ver­wen­det wird, dass es end­lich Kon­trol­len gibt was zu wel­cher Qua­li­tät ver­kauft wird.
Ich will das der Ver­käu­fer end­lich nach dem Aus­weis fragt und der Jugend­schutz umge­setzt wird.
Und ich will, dass die Per­so­nen die uns die Dienst­leis­tung des Ver­kau­fens erbrin­gen, nicht län­ger ver­folgt und weg­ge­sperrt wer­den, son­dern Steu­ern zah­len, Ren­ten bekom­men und vor allem gut aus­ge­bil­det sind, damit sie auch wirk­lich gut bera­ten kön­nen!

Das mag alles sogar sehr spie­ßig sein, das mag alles mit Kon­trol­len und Nor­men zu tun haben. Aber wer wirk­lich einen Markt kon­trol­lie­ren und orga­ni­sie­ren will, der muss in Regle­men­tie­ren und darf nicht ein­fach weg­se­hen und aus sei­nen ideo­lo­gi­schen Schüt­zen­grä­ben her­aus nur Poli­zis­ten schi­cken.

Wir haben hier als Bezirk in Fried­richs­hain-Kreuz­berg mit dem Antrag Cof­fee­shops eröff­nen zu dür­fen ver­sucht einen ande­ren Weg zu eröff­nen. Wir haben dafür ein Kon­zept für sechs Cof­fee­shops im gan­zen Bezirk vor­ge­legt. Wir woll­ten ehr­lich und offen unter­su­chen, was die Fol­gen einer lega­len Abga­be wären. Wir woll­ten unter­su­chen was eine Lega­li­sie­rung bringt:

  • Wird der Schwarz­markt zurück­ge­drängt?

  • Kön­nen The­ra­pie­ein­rich­tun­gen durch eine lega­le Abga­be bes­ser und schnel­ler mit Per­so­nen die pro­ble­ma­ti­sche Kon­sum­mus­ter anzei­gen in Kon­takt kom­men?

  • Wird der Jugend­schutz ver­bes­sert wenn der Ver­käu­fer auf den Aus­weis das Alter kon­trol­liert?

  • Oder führt ein bes­se­rer Ver­brau­cher­schutz, der den Kon­su­men­ten sagt was genau drin ist und wo es ange­baut wur­de auch zu einem Kon­sum mit weni­ger Gift­stof­fen?

Ist das alles so, oder eben nicht? Das woll­ten wir in einem Modell­pro­jekt unter­su­chen! Das zustän­di­ge Bun­des­amt, das Bun­des­amt für Arz­nei­mit­tel und Medi­zin, im Volks­mund auch die Opi­um­be­hör­de genannt, hat die­sen Antrag abge­lehnt, weil sie angeb­lich nicht zustän­dig sind. Weil sie angeb­lich nicht die Fol­gen ihres tuns über­prü­fen und abwä­gen dür­fen, oder eben wol­len! Und ich kann euch auch sagen, wie­so sie sich nicht trau­en, dies alles zu unter­su­chen! Weil sie ganz genau wis­sen, das ihre Ver­bots­pro­pa­gan­da dann wie ein Kar­ten­haus zusam­men­fal­len wür­de! Das her­aus­kommt, dass eben das Ver­bot die größ­te Neben­wir­kung ist!

Aber auch wenn sie unse­ren Antrag abge­lehnt haben! Wir wer­den nicht auf­ge­ben. Wir kämp­fen wei­ter. Hier rund um den Gör­li, im gan­zen Bezirk aber auch weit dar­über hin­aus. Denn die Lega­li­sie­rung ist nicht nur ein Pro­jekt für Fried­richs­hain-Kreuz­berg. Vie­le ande­re Städ­te haben ähn­li­che Pro­ble­me, vie­le haben sich an uns gewandt und in vie­len Kom­mu­nen gibt es gera­de den Druck hin zu einer ande­ren Poli­tik. Wir müs­sen die­sen Druck auf­recht erhal­ten. Wir müs­sen vor Ort dafür kämp­fen, dass sich was ändert. Denn nur wenn wir aus den Kom­mu­nen her­aus Druck machen, wer­den wir etwas ver­än­dern kön­nen. Und das ist bit­ter nötig! Denn die Fol­gen der Ver­bots­po­li­tik, die wir hier in Ber­lin und Deutsch­land sehen sind hart, bit­ter und schlimm. Wenn wir aber über unse­ren klei­nen Tel­ler­rand sehen, wird es bes­tia­lisch und abar­tig. Der der­zei­ti­ge Dro­gen­krieg in Mit­tel­ame­ri­ka, mit Mexi­ko an der Spit­ze, ist aktu­ell welt­weit der Krieg mit den meis­ten Opfern, mit den meis­ten Toten. Das dür­fen wir nicht ein­fach ver­schwei­gen! Wir müs­sen den Fin­ger in die Wun­de legen und auf die Fol­gen des Ver­bo­tes hin­wei­sen. Wir müs­sen die han­deln­den Poli­ti­ker ver­ant­wort­lich machen für das was sie gera­de tun.

Des­halb ist es so nötig, dass wir nicht auf­hö­ren eine huma­ne Dro­gen­po­li­tik ein­zu­for­dern. Des­halb müs­sen wir heu­te jetzt und ich Zukunft dafür kämp­fen:

  • Damit der Gör­li eine Tole­ran­te Zone wird

  • Damit die Stadt end­lich auf­hört, sich abzo­cken zu las­sen und 40 Euro fürs Gramm zahlt

  • Damit Kif­fe­rin­nen und Dea­ler nicht län­ger wie Schwer­kri­mi­nel­le ver­folgt wer­den

  • Damit es in Zukunft nicht nur Cof­fee­shops in Ber­lin son­dern in ganz Deutsch­land gibt

  • Und damit der War on drugs, der so vie­le Tote for­dert end­lich been­det wird.

Dan­ke